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3 Hintergründe zum letzten Abendmahl

3 Hintergründe zum letzten Abendmahl

Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen des berühmten Meisterwerks von Leonardo da Vinci.

Wer in den 1990er Jahren schon einaml in Mailand erinnert sich bestimmt and die scheinbar endlos lange Schlange an der Kirche Santa Maria delle Grazie , um Leonardo da Vincis Das letzte Abendmahl zu sehen. Obwohl Sie immer noch im Voraus buchen müssen, ist es heute viel einfacher, Leonardos Meisterwerk zu bewundern, als damals, als man das Ticketbüro anrufen und sich für einen Platz auf einer langen Warteliste anmelden musste.

Ludovico il Moro, Herzog von Mailand, beauftragte Leonardo die Kirche Santa Maria delle Grazie zu Ehren der Sforza-Familie mit Dem Letzten Abendmahl zu verschönern. Während Leonardo an der Ausschmückung des Refektoriums arbeitete, ließ er sich in der Casa degli Atellani  auf der anderen Straßenseite nieder und blieb dort die gesamten drei Jahre, die er an dem Gemälde arbeitete.

Die künstlerische und symbolische Bedeutung Des Letzten Abendmahls ist allseits bekannt und viele sind überzeugt, dass sie dank Dan Brown die tiefsten und dunkelsten Geheimnisse des Gemäldes kennen. Dennoch gibt es einige Aspekte von Leonardos Meisterwerk, zu denen nicht jeder Zugang hat. Hier findest du 3 Dinge, die du (vielleicht) noch nicht über Das Letzte Abendmahl wusstest.

1. Johann Wolfgang von Goethe verliebte sich in dieses Gemälde

Nach zwei Jahren in Italien, besuchte der Autor von Die Leiden des jungen Werthers 1788, auf dem Rückweg nach Deutschland, das Refektorium von Santa Maria delle Grazie. Johann Wolfgang von Goethe war kein Fan der langobardischen Hauptstadt (er bezeichnete den Dom sogar als "eine Absurdität"!), aber er geriet buchstäblich in Ekstase, als er vor Dem Letzten Abendmahl stand.

Das Kunstwerk begeisterte ihn so sehr, dass er sich eingehend mit dem Gemälde befasste und einen Aufsatz schrieb, um Leonardos Meisterwerk zu feiern. Im Februar 1817 veröffentlicht, zielte Goethes Arbeit darauf ab, Das Letzte Abendmahl einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen.


Das Refektorium Santa Maria delle Grazie, das Zuhause des letzten Abendmahls Photo credit: Dimitris Graffin via Visualhunt.com / CC BY

2. Eine Reihe unglücklicher Restaurationen

Unglücklicherweise entwickelte sich das Fresko technisch nicht so, wie es geplant war. Leonardo erfand für seine 4,6 mal 8,8 Meter große Wandmalerei eine besondere Mischung aus Öl und Tempera. Leider führte diese Mischung dazu, dass die Farbe schon bald nach der Fertigstellung abzublättern begann. In Verbindung mit der Feuchtigkeit im Refektorium verblasste das Bild zusehends.

Schon kurz nach der Fertigstellung wurde Das Letzte Abendmahl ersten Restaurierungsarbeiten unterzogen und erst dank der 1999 abgeschlossenen zwanzigjährigen Restaurierung können wir das letzte Abendmahl in seiner heutigen Schönheit bewundern.

Restauratoren, die im Laufe der Zeit intervenierten, insbesondere der Künstler Michelangelo Bellotti, verschlimmerten die Situation noch. Im Jahr 1726 behauptete er, ein wundersames Produkt zu besitzen, das das Gemälde in seine frühere Pracht zurückverwandeln würde, aber das Ergebnis war keinesfalls zufriedenstellend. Vier Jahre später übernahm Pietro Mazza, ein weniger bekannter und noch weniger begabter Maler, die Restaurierung, die jedoch Leonardos Meisterwerk nur noch mehr verschlechterte.

Als ob das nicht genug wäre, besuchte Napoleon, als die französischen Truppen 1796 durch Mailand zogen, sofort das letzte Abendmahl. Er befahl, dass die Halle geschlossen werden solle, um diese einmalige Arbeit zu erhalten, doch ein General, der wohl etwas geistesabwesend war, ließ die Tür zum Refektorium niederreißen und verwandelte den Raum in einen Stall.

Im April 2017 wurde ein Umweltprojekt zur Sanierung des Mikroklimas des Gemäldes angekündigt, das durch einen Fonds ermöglicht wird, der teilweise von Eataly, dem weltweit agierenden italienischen Gastronomieriesen, finanziert wird.


Nahaufnahme des letzten Abendmahls Photo credit: Dimitris Graffin via Visual Hunt / CC BY

3. Das letzte Abendmahl ist eine Darstellung des Kosmos

Es ist kein Geheimnis, dass Leonardo da Vinci nicht nur Künstler, sondern auch Wissenschaftler, Erfinder und Mathematiker war, der neben Botanik und Philosophie auch Astrologie und Okkultismus studierte. Dank des Codex Atlanticus wissen wir, dass die letzten beiden Bereiche sogar einen sehr wichtigen Platz in seinen Studien einnahmen.

In der Tat war die Astrologie in der Kultur der Renaissance stark präsent und auch viele "trockene" Themen, wie die Mathematik, waren von Esoterik und Magie durchdrungen. Daher ist es nicht überraschend, dass Das Letzte Abendmahl auch als eine Darstellung des Sonnensystems und des Tierkreises interpretiert werden kann, wobei jeder Apostel die Eigenschaften eines Tierkreiszeichens repräsentiert.

Zum Beispiel entspricht Thomas dem Planeten Merkur und dem Zeichen der Jungfrau Maria, während Petrus in der Position des Jupiter, also des Schützen ist. Der Anführer der Apostel und Gründer der katholischen Kirche wird in den Evangelien als ein Mann von großer Noblesse beschrieben, ist jedoch gleichzeitig instabil und unsicher, wie das Feuerzeichen, das er repräsentiert. Es sieht aus, als würde er mit der gleichen Dynamik aufspringen, wie der Pfeil aus dem Bogen des Schützen flitzt. Judas hingegen repräsentiert den Skorpion in der Position des Mars; ein treuloses Zeichen, das Zerfall und Tod darstellt. Seine Finger sind gespannt wie die Zangen eines zum Angriff bereiten Skorpions. Jesus repräsentiert die Sonne, die die Szene und das Universum mit ihrem göttlichen Licht beleuchtet.

Das Bild wurde zudem in den Folgejahren immer wieder von anderen Künstlern aufgegriffen, vor allem auch wegen der zahlreichen unterschiedlichen Interpretationen des Meisterwerks.


George Chakravarthi’s „Resurrection“, photo: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Resurrection_by_George_Chakravarthi.jpg#/media/File:Resurrection_by_George_Chakravarthi.jpg

Quellen:

J. W. Goethe, Il Cenacolo di Leonardo, Abscondita, Milano 2004 con postfazione di M. Carminati.

P. C. Marani, Il Genio e le Passioni. Leonardo e il Cenacolo, Skira, Milano 2001.

F. Berdini, Magia e astrologia nel Cenacolo di Leonardo, Bulzoni, Roma 1982 con saggio critico di F. Mei.

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